Saar-Unternehmen müssen Eigenkapitalquote stärken
Themenabend für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in der Sparkasse Saarbrücken
Eigenkapital gewinnt aus regulatorischer und aus Bankensicht zunehmend an Bedeutung. Doch die Eigenkapitalquote der Saar-Unternehmen ist niedriger als im Bundesdurchschnitt und liegt deutlich unter der Marke von 30 Prozent. Deshalb müssen Unternehmen im Saarland ihre Kapitalstruktur grundlegend überdenken und dabei der Stärkung des Eigenkapitals besondere Aufmerksamkeit schenken.
Welche immense Bedeutung das Eigenkapital für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens hat, wurde im Rahmen eines Themenabends deutlich, zu dem das saarländische Wirtschaftsministerium, die Steuerberaterkammer Saarland, die Creditreform Saarbrücken, die Saarländische Investitionskreditbank (SIKB), die Bank 1 Saar und die Sparkasse Saarbrücken saarländische Steuerberater und Wirtschaftsprüfer eingeladen hatten.
Unter dem Motto „Basel III/IV: Jetzt Eigenkapital stärken“ informierten renommierte Experten die anwesenden Vertreter der steuer- und wirtschaftsberatenden Berufe über die Auswirkungen von BASEL III und IV für die Mittelstandsfinanzierung sowie über die der regulatorischen Anforderungen an Unternehmen und erörterten gemeinsam mit ihnen Fragen der Finanzierung, der Verbesserung des Ratings und des Liquiditätsmanagements.
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger stellte mit Blick auf volkswirtschaftliche Veränderungsprozesse die Wirtschaftsförderung als zentrales Handlungsfeld der Saarländischen Landesregierung heraus und betonte: „Saarländische Unternehmen müssen über sich hinaus wachsen können. Wir können es uns nicht leisten, innovative und vielversprechende Ideen unterfinanziert zu lassen. Daher ergänzen wir derzeit unsere Förderinstrumente, um unseren Mittelstand tatkräftig zu unterstützen und neue Unternehmensgründungen zu erleichtern. Kein gesundes Unternehmen darf in die Zwickmühle geraten, weil das Geld fehlt. Effektive und unbürokratische Finanzierungsmöglichkeiten sind ein Gebot der Stunde.“
Dr. Carsten Uthoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Creditreform Saarbrücken, präsentierte die Ergebnisse der im Auftrag der SIKB von der Creditreform Rating AG entwickelten Studie „Eigenkapitalsituation saarländischer Unternehmen“ und stellte fest: „Im Bundesvergleich liegen saarländische Unternehmen in punkto Eigenkapitalausstattung mit 25,5 Prozent auf einem schwachen vorletzten Platz vor dem Schlusslicht Hamburg. Hier besteht deutliches Aufhol-Potenzial in den Hauptwirtschaftsbereichen.“
Dass die Regulatorik immer stärker in das Geschäftsmodell der Kreditinstitute eingreift, wussten Frank Schneider von der Sparkasse Saarbrücken und Uwe Keller von der Bank 1 Saar zu berichten. Die beiden Direktoren der größten saarländischen Kreditinstitute warfen in ihren Vorträgen einen Blick auf die veränderten Rahmenbedingungen für Banken durch Basel II bis IV und die damit verbundenen Anforderungen und Marktbedingungen für die Finanzdienstleister. Dabei wurde schnell deutlich, dass Regulierung zum Kundennutzen nur dann beitragen kann, wenn sie die Kreditinstitute in ihrer wichtigsten Funktion stärkt: in der Funktion als Katalysator wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung.
Michael Schmidt, Abteilungsleiter Vertriebsmanagement der SIKB, erkannte an, dass die saarländischen Unternehmen ihre finanzielle Widerstandsfähigkeit zwar zuletzt verbessern konnten, stellte aber dennoch Nachholbedarf fest: „Vor dem Hintergrund der schwieriger werdenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es unseres Erachtens wichtig, bereits in einer noch positiveren Konjunkturphase Vorsorge zu betreiben und die finanzielle Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, um entsprechend für schwierigere Zeiten gerüstet zu sein“, mahnte Schmidt.
Ausgestattet mit aufschlussreichem Fachwissen aus den Vorträgen, sahen Doris Woll, Vorstandsvorsitzende der SIKB, Michael Leistenschneider, Präsident der Steuerberaterkammer Saarland, und Uwe Johmann, Firmenvorstand der Sparkasse Saarbrücken, die anwesenden Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bestens gerüstet, ihre Mandanten künftig noch dezidierter informieren zu können, da insbesondere kleine und mittlere Unternehmen nur unzureichend auf die neuen Bankenregeln vorbereitet seien. Oft bestehe Unwissenheit, wie Eigenkapitalunterlegungen Darlehen beeinflussen und welche Auswirkungen das auf Zinssatz sowie Kreditbereitschaft der Finanzinstitute hat. Mit bösen Folgen. „Gerade wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eintrüben, ist es wichtig, die Passivseite innerhalb der Bilanz entsprechend zu gestalten. Nicht nur um regulatorischen Anforderungen oder schärferen Verfahrensregeln im Insolvenzrecht zu entsprechen, sondern vor allem um die Firmen langfristig krisenfest auszurichten“, sagte Johmann zum Abschluss eines für alle Beteiligten äußerst informativen Themenabends.