Kreditvergabe der Sparkassen auf Rekordniveau

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Sparkassen-Präsident Schumann: Basel III droht, Kredite an den Mittelstand zu verteuern

Die Saar-Sparkassen haben im vergangenen Jahr ihre mittelständischen Firmenkunden mit den nötigen Finanzmitteln versorgt. Das betonte der Präsident des Saarländischen Sparkassenverbandes, Franz Josef Schumann, vor Journalisten in Saarbrücken.

Die gute Kreditversorgung an der Saar wird durch den Anstieg der Ausleihungen in 2011 belegt. Die Kreditzusagen an Unternehmen  und Selbstständige erreichten im abgelaufenen Jahr mit 727 Millionen Euro einen neuen Rekordwert. Der Kreditbestand erhöhte sich zum Jahresende ebenfalls auf einen neuen Höchststand, nämlich auf 3,88 Milliarden Euro, was im Jahresverlauf ein Plus von 3,4 Prozent bedeutet.
,,Eine Kreditklemme hat es nicht gegeben, und sie wird es auch in Zukunft nicht geben!", so Schumann. Grundlage dafür sei die gute Ausstattung der saarländischen Sparkassen mit Eigenkapital. Auf Basis der aktuellen Regeln könnten rein rechnerisch zusätzliche Firmenkredite von über vier Milliarden Euro ausgelegt werden.

Allerdings, so schränkte Schumann ein, könnte Basel III perspektivisch bei der Kreditvergabe zum Problem werden. Die Einbeziehung der regionalen Banken, also vornehmlich Sparkassen und Volksbanken, in die verschärften Anforderungen bei der Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung sei nicht angemessen. Zumal die kleineren Kreditinstitute vor Ort mit der großen Finanzkrise nichts zu tun gehabt hätten. Was für die Großbanken vertretbar sei, könne für Sparkassen und Volksbanken als Kreditbremse wirken. Deshalb fordern die deutschen Sparkassen eine differenzierte Umsetzung der Basel-III Regeln. Insbesondere fordern sie eine Absenkung der Risikogewichte der Kredite für kleine und mittlere Unternehmen (KMU-Kredite)  und im Gegenzug eine stärkere Eigenkapitalunterlegung für Handelsgeschäfte.
Von einer pauschalen Erhöhung der Eigenkapital-anforderungen um fast ein Drittel - 10,5 Prozent statt bislang 8 Prozent - wäre auch das mittelständische Kreditgeschäft erheblich betroffen.

Ein typischer Mittelstandskredit würde sich nach Schätzungen um 0,4 Prozentpunkte im Zins verteuern. Zudem würden die rechnerisch möglichen Kreditvolumina um ein Viertel geringer. Insgesamt, so Schumann, stelle das eine Bedrohung des Wirtschaftswachstums dar, das nicht unwesentlich aus dem Mittelstand kommt.

Für kleine und mittlere Unternehmen sind die Bankkredite nach wie vor das Finanzierungsinstrument Nummer eins. Sie seien mit 30 Prozent  immer noch der wichtigste Finanzierungsbaustein des Mittelstandes, teilte Schumann mit.
Dabei hat sich die finanzielle Lage der KMU in den letzten anderthalb Jahrzehnten deutlich verbessert. Die Eigenkapitalquote sei nämlich von 3,2 Prozent  im Jahr 1995 auf 18,3 Prozent in 2010 gestiegen, wie sich aus der Veröffentlichung ,,Diagnose Mittelstand 2012" des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes ergibt. ,,Das sind die höchsten Werte, die jemals festgestellt wurden!", erklärte Schumann.
Als Grund für die positive Eigenkapitalentwicklung im Mittelstand haben die Sparkassen eine verbesserte Innenfinanzierung ausgemacht. Abschreibungen und Eigenfinanzierung seien gewachsen. Auch habe die Leasingfinanzierung geholfen.

Wenn die klassische Kreditfinanzierung von den mittelständischen Firmen bevorzugt werde, dann hänge das, so Schumann weiter, auch an der traditionellen Hausbankverbindung, etwa zu den Sparkassen. ,,Diese kennen die Unternehmen und die Unternehmer, mit denen sie es zu tun haben!" Meist habe sich in jahrzehntelanger Geschäftsbeziehung ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das auch in schwieriger Zeit Bestand habe.
Während der letzten Krise habe das Verhältnis Sparkassen Mittelstand ein Mal mehr seine Bewährungsprobe bestanden. Angesichts des schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfelds hätten Sparkassen und Volksbanken sogar manchen Kunden, der bisher bei den Großbanken war, hinzu gewinnen können.